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Das Mittsommerfest ist in vielen skandinavischen und nordischen Ländern eine der schönsten und ausgelassensten Feierlichkeiten. Finnland, das Land der tausend Seen und einer ausgeprägten Saunakultur.

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Rund um die Sommersonnenwende Mitte Juni geht die Sonne an einigen Orten, besonders im hohen Norden, mehrere Wochen lang nicht unter, und die traumhafte Zeit der Mitternachtssonne beginnt. Um das Licht, den Sommer und die Wärme zu feiern, haben verschiedene Bräuche in Finnland, aber auch in Schweden, eine lange Tradition.

Je weiter man nach Norden kommt, desto länger wird diese Periode, in der die Mitternachtssonne zu sehen ist. Die finnische Kirchengemeinde Utsjoki liegt nahe dem 70. Breitengrad und ist das nördlichste Dorf in der Europäischen Union. Die Mitternachtssonne scheint von Mitte Mai bis Ende Juli und macht die Nacht zum Tag. Obwohl die Sonne in diesem Zeitraum nicht hinter dem Horizont versinkt, erreichen die Tagestemperaturen nur selten die 15-Grad-Marke. Die Gemeinde Utsjoki ist ein Ort der Extreme. Während die Mitternachtssonne im Sommer für den genannten Zeitraum nicht untergeht, herrscht im Winter für knapp zwei Monate Finsternis, die sogenannte Polarnacht.

Das Mittsommerfest (Juhannuspäivä) selbst hat kein festes Datum, sondern wird seit 1955 an dem Samstag gefeiert, der dem 24. Juni am nächsten liegt. Demnach wird in 2021 in Finnland am 26. Juni mit Juhannus das Fest des Mittsommers gefeiert. Juhannus ist nach Weihnachten der wichtigste Feiertag. Ursprünglich glaubte man, dass in der Nacht Trolle, Feen und Elfen ihr Unwesen trieben. Auch heutzutage umgibt den Tag etwas Mystisches, wenn die großen Juhannusfeuer im Schein der Mitternachtssonne lodern und die Menschen ausgelassen tanzen und lachen. Neben den Juhannusfeuern (juhannuskokko) gehört - wie könnte es in Finnland anders sein – der Saunagang zu den wichtigsten Traditionen des Mittsommerfestes.

Die Finninnen und Finnen verbringen Juhannus traditionell auf dem Land in ihren Sommerhäusern, weshalb die Städte ab dem Vorabend wie ausgestorben sind. Die Menschen schmücken Ihre Haustüren und sogar ihre Boote mit Birkenästen, um Besucher willkommen zu heißen. Sie sitzen am Lagerfeuer und braten Würstchen, gehen in die Sauna oder schwimmen im See oder Meer.

Die größte Seenplatte Europas

Vielleicht haben Sie schon gehört, dass Finnland das Land der tausend Seen ist. Die 188.000 Seen Finnlands sind so groß, dass Finnland in Relation zur Landmasse die größte von Wasser bedeckte Fläche aller Länder weltweit aufweist. Und finnische Gewässer gehören zu den saubersten der Welt.

Suomi – so nennen die Finninnen und Finnen ihr eigenes Land. Finnland - amtlich Republik Finnland (finnisch Suomen tasavalta) - ist eine parlamentarische Republik in Nordeuropa und seit 1995 Mitglied der Europäischen Union. Finnland grenzt an Schweden, Norwegen, Russland und die Ostsee.

Die Hauptstadt Helsinki erstreckt sich über eine Halbinsel und die umliegenden vorgelagerten Ostseeinseln. Die finnische Flagge zeigt ein blaues skandinavisches Kreuz. Neben der amtlichen Bezeichnung "Flagge Finnlands" ist auch die volkstümliche Bezeichnung siniristilippu ("Blaukreuzflagge") gebräuchlich.

Finnisch ist eine Sprache wie die Finnen selbst – komplex und originell. Trotz der geografischen Nähe hat sie nichts mit Russland oder Schweden zu tun. Das Finnische unterscheidet sich als finno-ugrische Sprache erheblich von den indogermanischen Sprachen, zu denen der Großteil der in Europa gesprochenen Sprachen gehört. Aber in einigen Gegenden an der West- und Südwestküste spricht die Mehrheit der Bevölkerung Schwedisch (die schwedenfinnische Minderheit), sodass die Republik sogar auch offiziell zweisprachig ist.

Übrigens gibt es in Finnland keine öffentlichen Telefonzellen mehr. Im Land des einstigen Handy-Herstellers Nokia wurden Münzfernsprecher und Kartentelefone komplett aus dem Straßenbild verbannt und sind nur noch im Museum zu besichtigen. Dafür werden nirgendwo auf der Welt gemessen an der Einwohnerzahl mehr Handys benutzt als in dem skandinavischen Land.

Die Finnen besitzen den Ruf als weltgrößte Kaffeetrinker (kahvi); sie trinken im Durchschnitt fünf Tassen täglich, meistens mit Zucker und Milch. Hin und wieder wird man gefragt, ob man statt der Sahne (kerma) „richtige Sahne“ (oikea kerma) in den Kaffee haben möchte. Dabei handelt es sich jedoch keinesfalls um ein Molkereiprodukt, sondern vielmehr um einen Decknamen für Hochprozentiges.

Die finnische Küche ist bedingt durch die relativ junge eigenständige Geschichte des Landes – stark von der schwedischen und russischen Küche beeinflusst. Sie basiert im Wesentlichen auf Kartoffeln und Brot mit Fisch sowie verschiedenen Fleischsorten. Oft werden verschiedene Fleischarten oder Fleisch und Fisch gemeinsam verwendet. Die Finnen lieben den unverfälschten Grundgeschmack einer Speise. Das Lamm muss nach Schafsweide schmecken, das Rentier-Geschnetzeltes nach Lappland. Die finnischen Rezepte sind einfach gehalten, es werden wenig Gewürze verwendet, oft lediglich Salz. Eine Ausnahme bildet Piment, ein Nelkenpfeffer, der sich nahezu in jedem finnischen Gericht, selbst im Gewürzkuchen, findet. Finnland war lange ein armes Land, die Gewürze waren teuer und deshalb kaum verfügbar.

Die langen Sommertage und niedrigen Temperaturen machen Beeren, Pilze und Wildkräuter besonders aromatisch und reich an Pigmenten. Im Sommer und Herbst sind die Finnen gerne in den weiten Wäldern und Feldern unterwegs, um nach diesen Köstlichkeiten zu suchen. Obwohl Finnland eins der pilzreichsten Länder ist, brachten erst die Karelier die Finnen darauf, die Pilze zu essen.

Finnen lieben es, ihre Nahrungsmittel durch Einkochen, Einfrieren und Einlegen für den Winter aufzubewahren. Das Haltbarmachen ist eine uralte Tradition, die es ermöglicht, das ganze Jahr über regionale Spezialitäten zu genießen.

Eine Besonderheit der finnischen Küche sind die Moltebeeren, die nur als wildwachsende Pflanze existieren und in keiner anderen Landesküche nennenswert verwendet werden. Während Getreidegerichte und Brotrezepte oft aus Russland stammen, wurde die traditionell donnerstags servierte Erbsensuppe und viele der Fischgerichte aus Schweden importiert. Der Räucherlachs wird jedoch, anders als in Schweden, warm serviert.

In einer Abstimmung zu Ehren des 100. Jahrestags der finnischen Unabhängigkeit ist Roggenbrot zum finnischen Nationalgericht Nr.1 gewählt worden. Zu weiteren traditionellen Klassikern gehören karelische Piroggen, Rentiereintopf, Lachssuppe, Brotkäse („Leipäjuusto“), Zimtbrötchen und Åland-Pfannkuchen.

Die Spezialität Karelische Piroggen (finnisch karjalanpiirakka) wurde ursprünglich in Finnisch Karelien am Ladogasee (Laatokan Karjala) gebacken, sind heute jedoch in ganz Finnland weit verbreitet. Es handelt sich um eine gefüllte Teigtasche mit einer sehr dünnen Teighülle und einer regionaltypischen Füllung. Die Hauptbestandteile der Hülle sind Roggenmehl und Wasser. Die Füllung besteht traditionell aus Gerstenbrei (Graupen) und heute meist aus ungesüßtem bzw. leicht gesalzenem Milchreis, aber auch gerne aus Kartoffel- oder Möhrenbrei. Traditionell wird dazu oft eine Mischung aus Butter und Eierstücken (munavoi, „Eibutter“) gereicht, oder die Karelische Pirogge wird mit Wurst oder Käse belegt und wie Brot serviert.

Als „Fisch im Schlafrock“ wird ein finnisches Nationalgericht namens Kalakukko bezeichnet. Dabei handelt es sich um Fische, die in einen Brotteig gebacken werden. Kala ist finnisch und bedeutet Fisch, und kukko Hahn; hier aber hat kukko nichts mit Hühnern zu tun, sondern bedeutet Verstecken oder Einpacken, ähnlich wie das Wort kukkaro, Geldbörse. So viel zum Oberbegriff. Wird das Brot mit kleinen Maränen gefüllt, wird aus einem Kalakukko ein Muikkukukko. Stecken Barsche darin, heißt es Ahvenkukko.

Obwohl Fischbrot eine traditionelle Speise ist und zu Finnland gehört wie Sauna und Seen, ist Kalakukko längst nichts Alltägliches mehr. In früheren Zeiten war das anders. Vermutlich wurde es für Holzfäller kreiert. Die Waldarbeiter hausten werktags in einfachen Baracken abseits der Ortschaften. Um den Fisch haltbar zu machen, wurde er von den Ehefrauen sonntags in ein Brot eingebacken und als Proviant in den Wald mitgegeben. Das Kalakukko lieferte bei der schweren Arbeit gleichzeitig Kohlenhydrate, Proteine und Mineralstoffe.

Wie bereits erwähnt, wird in Finnland viel Kaffee getrunken. Gerne werden dazu finnische Torten jeder Art gegessen. Sie sind häufig feucht und weich und werden klassischerweise nicht vorgeschnitten. Beim Kaffee schneidet sich jeder nach Belieben ein Stück heraus. Typisch sind die Geburtstagstorten. Sie haben einen dreigeteilten Teig mit einer Füllung aus Beeren zwischen jeder Lage. Außen herum wird eine Creme, Schokolade oder eine Art Sirup gegeben.

Und dann gibt es überall Pulla, ein Hefegebäck mit Zimt, Zucker und Kardamom, dessen Form ein wenig an Ohrenschnecken erinnert, weshalb auch der offizielle Name „Korvapuusti“ (Ohrschnecke) heißt. Pulla gehört zu Finnland wie Schnee zu Winter und der Joulupukki zu Weihnachten (finnische Weihnachtsfigur). Früher war es Tradition, zuerst Pulla, danach Plätzchen und Torten zu essen. Seit 2010 gibt es sogar einen nationalen Korvapuusti-Tag am 4. Oktober.

Finnland ist in 2021 zum vierten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Erde gewählt worden. Das geht aus dem jüngsten Weltglücksbericht (happiness report) hervor. Sicherlich tragen die leckeren Pulla-Teilchen zum Glücklich sein bei. Ein finnisches Sprichwort heißt „Glück ist irgendwo zwischen zu viel und zu wenig“.

Wir haben uns die o.g. kulinarischen Traditionen angeschaut und einige Rezepte für Sie vorbereitet. Viel Vergnügen beim Nachkochen und Nachbacken!

Hyvää juhannusta! Schönes Mittsommerfest!

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