EU-Institutionen mit Sitz in Hessen

Finanzplatz, Raumfahrt- und Satellitenzentrum, Versicherungswesen und Altersversorgung - Hessen beheimatet einige Europäische Schaltzentralen.

Die Europäische Zentralbank hat ihre Heimat seit der Gründung 1998 in Frankfurt am Main. Mit dem Vertrag von Lissabon ist sie zu einem Organ der Europäischen Union geworden.

Zusammen mit den 19 nationalen Zentralbanken der Staaten der EU, die den Euro als Zahlungsmittel bereits eingeführt haben, bildet die EZB das sogenannte Eurosystem. Zusammen mit den Zentralbanken aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union, auch der Mitgliedstaaten, die den Euro nicht eingeführt haben, bildet sie das Europäische System der Zentralbanken (ESZB).

Rechtliche Grundlagen

Grundlage der gemeinsamen Geldpolitik sind der 1992 in Maastricht geschlossene Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank.

Ziele und Aufgaben

Vorrangiges Ziel des gesamten Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Gewährleistung der Preisstabilität im Euroraum.
Das ESZB unterstützt, soweit ohne Gefährdung der Preisstabilität möglich, die Wirtschaftspolitik in der Europäischen Gemeinschaft.


Grundlegende Aufgaben des ESZB sind u.a.:

  • Festlegung und Ausführung der Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets
  • Durchführung von Devisengeschäften
  • Verwaltung der offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten
  • Förderung zum reibungslosen Funktionieren der Zahlungssysteme
  • Genehmigung der Ausgabe von Banknoten innerhalb des Euroraums
  • Aufsicht über die Kreditinstitute und Kontrolle der Finanzmarktstabilität

Organe der EZB

Das Direktorium der EZB bilden der Präsident und Vizepräsident sowie vier weitere Mitglieder. Seit dem 1. November 2019 ist Christine Lagarde Präsidentin der EZB. Die Direktoriumsmitglieder werden vom Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit gewählt. Aufgaben des Direktoriums sind die Vorbereitung der Sitzungen des EZB-Rats und die Umsetzung der Leitlinien und Entscheidungen des EZB-Rats, wobei es den nationalen Zentralbanken die notwendigen Weisungen erteilt. Zudem führt das Direktorium die laufenden Geschäfte der EZB und übt bestimmte Befugnisse aus, die vom EZB-Rat übertragen wurden.

Das wichtigste Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank ist der EZB-Rat. Der EZB-Rat setzt sich aus den sechs Mitgliedern des Direktoriums der EZB und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Staaten im Euroraum zusammen. Hauptaufgaben des EZB-Rats sind zum einen das Erlassen von Leitlinien und Entscheidungen, die zur Erfüllung der dem Eurosystem übertragenen Aufgaben erforderlich sind. Zum anderen legt der EZB-Rat die Geldpolitik des Eurogebiets fest, was die Beschlussfassung über geldpolitische Ziele, Leitzinssätze und die Bereitstellung von Zentralbankgeld im Eurosystem, sowie die Formulierung von Leitlinien zur Umsetzung der genannten Beschlüsse beinhaltet. Der EZB-Rat tagt im Rhythmus von zwei Wochen in Frankfurt.

Der Erweiterte EZB-Rat setzt sich aus Präsident und Vizepräsident der EZB sowie den Präsidenten der nationalen Zentralbanken zusammen. In diesem Gremium sitzen Vertreter aller 28 EU-Mitgliedstaaten, d.h. auch Vertreter der Länder, die den Euro nicht eingeführt haben. Der Erweiterte Rat wird daher als ein Übergangsgremium verstanden, welches sich im Falle der Euro-Einführung aller EU-Mitgliedstaaten auflösen soll. Der Erweiterte Rat übernimmt jene Aufgaben, die ursprünglich vom Europäischen Währungsinstitut ausgeübt wurden, u.a. werden hier die Vertreter der Länder, die den Euro nicht eingeführt haben, über die Beschlüsse des EZB-Rats informiert.

Ebenso ist der Europäische Ausschuss für Systemrisiken als Gremium bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main angesiedelt.

Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB) ist als spezielles Gremium ohne eigene Rechtspersönlichkeit bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main angesiedelt. Der ESRB hat die Aufgabe, insbesondere makroökonomische Entwicklungen zu beobachten, um Systemrisiken für die Finanzstabilität in der Europäischen Union frühzeitig zu erkennen und einzudämmen sowie Schaden von der EU abzuwenden.Ebenso ist der Europäische Ausschuss für Systemrisiken als Gremium bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main angesiedelt.

Das ESOC (European Space Operations Centre) ist das Kontrollzentrum der ESA (European Space Agency) - "Europas Tor zum Weltraum".
Seit 1967 ist es für den Betrieb sämtlicher ESA-Satelliten und für das dazu notwendige weltweite Netz der Bodenstationen verantwortlich.

Bodenstationen
Im ESOC befindet sich die Steuerungs- und Schaltzentrale des weltweiten Netzes von Bodenstationen ESTRACK. Unter diesem Namen unterhält das ESOC eigene Bodenstationen in Redu (Belgien), Kourou (Französisch Guyana), Maspolomas und Villafranca (Spanien), Kiruna (Schweden) sowie New Norcia und Perth (Australien). Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit anderen Weltraumorganisationen weitere Bodenstationen genutzt.

Kontrollzentrum „Launch and Early Orbit Phase" (LEOP)
Unmittelbar nach der Trennung des Satelliten von seiner Trägerrakete wird dessen Steuerung vom ESOC-Hauptkontrollraum übernommen. Von dort aus werden alle Manöver durchgeführt, um den Satelliten in seine endgültige Umlaufbahn zu bringen. Wenn der Satellit seine Routineflugbahn erreicht hat, wird die Kontrolle in einem Nebenkontrollraum fortgeführt.

Flugdynamik
Flugdynamik-Experten der ESOC berechnen Position, Geschwindigkeit und Fluglage des Satelliten im Weltraum. Sie sind für die Steuerung der Flugbahn eines Satelliten und dessen Ausrichtung und Orientierung im Weltraum verantwortlich.

Missionsanalyse
Der Bereich der Missionsanalyse beinhaltet die Auswahl der optimalen Umlaufbahn, die Wahl der Trägerrakete, die Nutzung der Bodenstationen, die Planung von Manövern und die Dauer einer Mission. Zudem beschäftigen sich die Experten mit der Erforschung von Gefahren und der Verteilung und komplexen Entwicklung des Weltraumschrotts.

Die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten betreibt seit 1986 in Darmstadt die Meteosat-Wettersatelliten.

Die EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites) ist eine zwischenstaatliche Organisation von zwanzig europäischen Ländern.

Sie wurde 1986 gegründet und hat ihren Sitz in Darmstadt.

EUMETSAT betreibt derzeit vier geostationäre Wettersatelliten, deren Daten für Wettervorhersagen und Klimabeobachtungen genutzt werden. Die Bilder und Daten dieser Meteosat ermöglichen eine präzisere Wettervorhersage und können zur Frühwarnung vor drohenden Unwettern in Europa und den benachbarten Kontinenten beitragen. Langfristige Messungen, z.B. zur Klimaveränderung oder globalen Erwärmung können gesammelt und ausgewertet werden. Zudem greifen Universitäten und Forschungsinstitute zu Forschungszwecken auf die gesammelten Daten zurück.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat seit 2011 ihren Sitz in Frankfurt am Main.

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