Wer mit offenen Augen durch Antwerpen, Brügge oder Brüssel geht, der sieht und spürt sie sofort, die spanischen, französischen, italienischen, britischen, holländischen, rheinländischen oder auch schweizerischen Einflüsse. Und umgekehrt waren und sind belgische Baukunst, Comics, Musik und Malerei prägend für unsere gemeinsame Kulturgeschichte im vereinten Europa“, sagte die Ministerin am Freitag beim zwölften Europäischen Salon. Mehr als 200 Besucher waren dazu in die Hessische Staatskanzlei gekommen.
Der Europäische Salon ist eine Veranstaltungsreihe, bei der die kulturelle Vielfalt Europas im Mittelpunkt steht. Sie wird in Zusammenarbeit mit den konsularischen Vertretungen der EU-Mitgliedstaaten organisiert.
Bei Botschafter Willem van de Voorde bedankte sich die Ministerin für die Zusammenstellung des kulturellen Programms, insbesondere aber die stabile Freundschaft zwischen Belgien und Deutschland. „Diese Freundschaft ist nicht selbstverständlich“, betonte Lucia Puttrich, „denn Deutschland hat seinen Nachbarn in zwei Weltkriegen überfallen und großes Leid über Land und Menschen gebracht. Die Westfront des Ersten Weltkriegs verlief mitten durch Westflandern, und wer dort heute die gewaltigen Soldatenfriedhöfe besucht, erhält eine Ahnung vom Grauen jener Zeit.“ Dennoch sei Belgien 1951 eines der Länder gewesen, das wieder diplomatische Beziehungen zu Deutschland aufnahm. „Und Belgien ist es auch, das seit Beginn unseres großen europäischen Gemeinschaftsprojekts mit uns die Überzeugung teilt, dass die von Vertrauen und Verantwortung getragene Wertegemeinschaft der Europäischen Union unverzichtbar ist für Frieden und Freiheit auf unserem Kontinent“, hob die Europaministerin hervor. „Ich bin mir sicher, dass Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin und ihr belgischer Kollege Charles Michel als neuer EU-Ratspräsident sich mit ganzer Kraft für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit unserer europäischen Wertegemeinschaft einsetzen werden.“
Belgien sei weiterhin enger Verbündeter Deutschlands, wenn es um den Föderalismus auf europäischer Ebene geht. „Das Motto der Europäischen Union lautet ,in Vielfalt geeint‘. Wir Deutschen sind klare Verfechter dieses Mottos setzen uns auch in Zukunft für den Erhalt einer ausgeprägt föderalen Struktur ein. Dabei freuen wir uns über die Unterstützung unseres Nachbarn, wo der deutschsprachigen Gemeinschaft in den vergangenen Jahren zentrale Autonomierechte eingeräumt worden sind“, sagte Lucia Puttrich.
Das kulturelle Programm des Abends bestritten der Saxophonist Frank Vaganée, der Schlagzeuger Dré Pallemaerts und der Bassist Jos Machtel. Sie sind drei namhafte und preisgekrönte Vertreter des belgischen und niederländischen Jazz und spielten bekannte Stücke aus dem „Great American Songbook“.